Samstag, 31. Mai 2014

Arbeitsbeutel

'Arbeitsbeutel', 
ein schlichtes Wort, mit dem man kaum große Erwartungen verknüpft.
Und vielleicht entspricht das auch den heutigen Tatsachen, aber vor zwei Jahrhunderten - in der wundervollen Welt der Frühromantik - verbarg sich hinter diesem nüchternen Wort ein kleines Kunstwerk.
'Arbeitsbeutel' (= working bag),
a simple word, which surely isn't linked to any great expectations.
Maybe that might proof true nowadays, but two hundred years ago - in the amazing days of early romanticism - it was a sober term for a lovely little piece of art.

1787-1807, Tas, anoniem BK-NM-5596
(Quelle/source: Rijksmuseum, Amsterdam)

1780-1790, Arbeitsbeutel Seidentaft,
Sonderausstellung Taschen, Bayrisches Nationalmuseum
(Quelle/source: via pinterest)

Beiden Beuteln gemein, ist ein Unterbau aus Pappe, der es den Besitzerinnen ermöglicht, den Beutel abzustellen. 
Diese Verstärkung durch Pappe, setzte sich auch in den folgenden Jahren erfolgreich fort und es lassen sich zahlreiche weitere Beispiele finden.
Papparbeiten erfreuten sich großer Beliebtheit und es gab sogar zeitgenössische Literatur zum Verfertigen dieser (und vieler anderer) kleiner Schmuckstücke.
Both bags have a base of cardboard in common, which enabled the owner of the bag to place it upright on a table.
This backing of cardboard, continued to be in fashion for the following years and we'll find lots of examples in bags and reticules.
Cardboard works were quite popular and there's even literature on this topic to create these (and other lovely) pieces of art.

1811, Der Papparbeiter oder Anleitung zum Arbeiten mit Pappe
(Quelle/source: SLUB Dresden)

Nach ein wenig Recherche, stand mein Entschluß fest, dass in meinem Haushalt ein solcher Arbeitsbeutel dringendst benötigt wird.
Glücklicherweise hatte ich zu der Zeit gerade einen Stuhl neu bezogen und von dem alten Bezug noch ein feines Stück Seide zur Verfügung.
After a bit of research, I was convinced, that such a working bag was urgently needed in my household.
Luckily I still had the old silk fabric of a chair I've recently upholstered.

Die Zutaten zum neuen Arbeitsbeutel nach altem Vorbild.
Ein wenig Pappe (leider reichte mein Bestand an alter (holzhaltiger) Pappe nur noch, um die beiden kleinen Herrenminiaturen aufzuziehen, ansonsten war ich gezwungen auf moderne, graue Pappe zurückzugreifen), verschiedene Seiden, Seidenband, Stickereifaden und als Kleber Knochenleim.
The material for the working bag according to period pieces.
A bit of cardboard (unfortunately my stock of old wood containing board was only sufficient to mount the two minitaure portraits, while the bag itself had to be made of modern, grey cardboard), two different silks, silk ribbon, embroidery thread and bone glue.

Der eigentliche Beutel war rasch genäht und ist an sich schon ein Schmückstück.
The actual bag was quickly done and already is a piece of art itself.

Danach ging es an den Bau des Unterteils. Zunächst habe ich mittels einer Schablone die Umrisse auf die cremefarbene Seide übetragen, ehe es daran ging, die Linien mit einem Kettstich nachzuarbeiten.
Next came the construction of the base of the bag. First I've transferred the pattern to the cream-coloured silk, and then worked the lines with chain stitch.

Nachdem beide Teile verbunden sind, wird auch diese Kante mit dem Kettstich versehen. Alle Kanten sollten zum Schluß mit Kettstichen versehen sein.
After both pieces are sewn together, the seam is covered under chain stitches. All edges should finally be covered with chain stitch.

Danach ging es an die Papparbeiten. Nach Anleitung aus dem 'Papparbeiter' besteht der Aufbau aus nur einem Stück.
After that I've continued with the cardboard work. According to the above mentioned book 'Der Papparbeiter', the base is made of one piece only.

Hier ist es komplett verklebt, verstärkt und, um das Grau der Pappe ein wenig zu verbergen, getüncht.
Zeitgenössische Klebestoffe waren, neben dem erwähnten Knochen - oder Tierleim, Stärkekleber.
This is the base, completely glued, backed with cardboard pieces and, to hide the grey of the cardboard, whitened with a layer of paint.
Period glues have been, next to the bone or animal glue, glues made from starch.

 Der Boden der Pappschale
The bottom of the cardboardbase

Der Seidenstoff wird vorsichtig über dem Kettstich eingeschnitten und über die Pappe gestülpt. Lediglich die eingechnittene, umgelegte Seide wird angeklebt.
The silk fabric is carefully cut above the chain stitch, then pulled over the cardboard base. Only the part of the silk, which is folded to the inside, is glued.

Der bezogene Boden wird mit der Schale hinter dem Kettstich vernäht, sodass kein Saum sichtbar ist.
The silk mounted bottom is sewn to the base, with the stitches hidden behind the chain stitch embroidery.

Im nächsten Schritt wird der Beutel eingenäht. 
In the next step the actual bag is sewn into the base.

Beinah ist das Ziel erreicht. Nun fehlt nur noch ein wenig Dekoration. 
Ich habe mich für zwei kleine Minitauren (Kopien) aus dem Journal des Luxus und der Moden entschieden, die auf Pappe gezogen wurden.
Außerdem dürfen kleine Seidenschleifen nicht fehlen.
Nearly done. Just a bit of decoration to do.
I decided on two miniature portraits (copies) from the Journal des Luxus und der Moden, which are mounted on cardboard.
Also tiny silk bows should never be missing.

Hoffentlich wird der Begriff  'Arbeitsbeutel'  nie wieder eine Verknüpfung mit Schlichtheit hervorrufen. 
Jedenfalls erfreut mich der Anblick sehr, und ich mag ihn so gern, dass ich ihn oft von seinem 'Arbeitsdasein' befreie und ihm im Feierabend ein paar Stunden als Reticule an der frischen Luft gönne.
Hopefully the term 'working bag' never again is linked with being plain or sober.
Actually I'm that fond of this piece, that I sometimes skip the term 'work', call it a day and offer it some admiration at the fresh air while being a 'reticule'.

Ein erstaunliches Platzwunder!
An amazing lot of space inside!

Die Schleifen dürfen nicht fehlen.
The bow ties, hallmark of those bags.


Sonntag, 18. Mai 2014

Journal Journey into the Year 1811: Mai 'Journal des Luxus und der Moden'

Im nämlichen Wonnemonat packen wir nun bereits zum fünften Mal unsere Koffer, um auf eine Reise in die (Mode-)Welt des Jahres 1811 aufzubrechen.
Das Ziel des Journal Journey war es von Anfang an nicht nur, die Moden aus Frankreich, England und Deutschland zu durchleuchten, sondern auch einen Eindruck von dem Leben um 1811 zu gewinnen.
Wie war das überhaupt, als sich Nachrichten vornehmlich mündlich verbreiteten, oder durch lange, handgeschriebene Briefe...und Neuigkeiten nur alle vierzehn Tage oder monatlich von den Metropolen in die Haushalte gebracht wurden?
Die schmalen Hefte auf eher grobem, holzhaltigem Papier und dem kräftigen, nicht immer gerade sitzenden Druckbild wurden sicherlich sehnlichst erwartet.
Was fällt uns heute besonders auf, wenn wir das Glück haben, durch eines der Journale blättern zu dürfen?
Vermutlich die fehlenden grafischen Darstellungen.
In der Tat! Unsere Vorfahren kamen nur mit zwei oder drei Modekupfern aus, ihre Informationen schöpften sie zuallererst aus Texten...und jeder, der sich einen solchen Text (ob nun aus einem Journal oder einem Brief) zu Gemüte geführt hat, wird begeistert sein von dem reichen Wortschatz und der sprühenden Art sich auszudrücken.
Manche Sätze sind so wunderbar, dass man sie gleich mehrmals lesen möchte (nur zu!)
Wo wir uns heute oftmals nur noch piktoral mitteilen, dienten damals geschriebene Worte der Verständigung...und ist uns dadurch nicht auch ein Maß an Kreativität und individueller Vorstellungskraft verloren gegangen - und auch tiefgreifende und bleibende Kommunikation?
Bevor ich nun mit dem Journal Journey beginne (und in diesem Monat werde ich mich ganz im Sinne des Jahres 1811 nur mit einer einzigen Abbildung begnügen, ich hoffe, meine Leser werden es verzeihen)
noch ein Blick auf die verlorene Schreibkultur.
Wo heute auf dem Display des Smartphones ein kurzes
'I <3 U'
zu finden ist, beginnt ein Brief von Charlotte von Lengefeld and Friedrich Schiller:
'Schon zwei mal habe ich angefangen, Ihnen zu schreiben, aber ich fand immer, dass ich zu viel fühle um es ausdrücken zu können...'

In the lovely month of May, we're ready to pack our bags for the fifth time, to travel into the (fashion-) world of the Year 1811.
From the very beginning the aim of our Journal Journey  wasn't just to write about the fashions from France, England and Germany, but also to gain and share an impression of the life in 1811 in general.
What was it like, to live in a time when news and messages were just passed verbally, or in lenghty, hand written letters...and news from the metropolises would be delievered only fortnightly or monthly into the households?
The journals, printed on rough, woody paper with a strong but not always even print, probably would have been eagerly awaited.
What is the first thing, that we notice when reading a journal of the bygone days?
Most certainly the lack of pictures.
Yes indeed! Our ancestors were content with just two or three fashion plates, their information first and foremost derived from the texts...and everyone, who reads such a text (no matter if taken from a journal or a period letter), will be amazed about the rich treasury of words and the witty manner in which it was usually written.
Some sentences are written with such utter beauty or wit, that we would love to read them over and over again (please do!)
Where we choose to communicate mainly in pictures and graphics, our ancestors have chosen written words...and it seems as if we have lost an amount of creativity and individual imagination - and also in meaningful and remaining communication?
Bevor I start this month Journal Journey (and this month it will be dedicated to the period manner of the Year 1811 with just one single fashion plate, which I hope, my readers won't mind)
let's take a look on the lost art of writing.
While today's messages on the display on a smartphone reads this
'I <3 U'
Charlotte von Lengefeld's letter to Friedrich von Schiller begins like this:
'I've started to write to you twice already, but I always thought, that I simply felt too much to properly express it...'
Journal des Luxus und der Moden 
Mai 1811
(Herausgeber/Verleger Friedrich Justin Bertuch, Weimar)
1811, Mai, Journal des Luxus und der Moden

VII. Erklärung der Kupfertafeln

Taf. 13. Eine Dame im Musselin=Kleid. Sie trägt einen eleganten Hut von Hortensienfarbigem Levantine (1), an dem vorn ein Häubchen von Petinet (2) mit Schnuren ganirt, befestigt ist

***Erklärungen/Anmerkungen***
(1) (frz Ursprung) vierbindig geköperter Stoff / auch Fettköper, früher aus der Levante eingeführter Seidenstoff, kommt schwarz und in allen Modefarben, auch gemustert vor, dient zu Damenkleidern, Mänteln, etc.
(2) (frz Ursprung) gazeartig gewirktes, geklöppelten Spitzengrund nachahmendes oder bereits mit eingewirkten Dessins versehenes Gewebe aus Seide, feinem Zwirn oder Baumwolle, welches an besonderen Stühlen gearbeitet wird.
  
VII. Description of the copper plates
Plate 13. A lady in a muslin dress. She’s wearing a very elegant hat of hydrangea-coloured Levantine (1), on which front a cap of petinet (2) is attached, that is decorated with cords.

***Explanations/Annotations***
(1) (French origin) four-end twilled silk fabric, originated from Levante, is made in black and all fashion colours, even woven patterns, suitable for dresses, coats, etc. 
(2) (French origin) a gaze like made fabric of silk, which mimics a bobbin lace structure, woven from silk, fine thread or cotton on special looms.

  
VI. Moden
 1. Modenbericht aus Cassel vom April 1811
Mit dem Schnitt der Kleider ist wenig oder keine Veränderung vorgegangen. Eben so wenig mit den Decorationen derselben. Nur werden atlaßene (1) und andere seidene Kleider sehr breit und hoch garniert; oft 3 bis 4 Reihen Besetzung, die man von Tull oder Crepp (2), in großen Bogen ausgeschnitten, mit schmalem Atlasbande einfasst, und dann in doppelte Falten legt; über jeder Reihe kommt weißes Atlasband in laufend phantastischen Formen. Oft wird auch zur Besetzung Atlasband und Creppflor in lauter schmale, spitzige Zacken gelegt, und daraus Sterne gebildet. Auf dem letzten Ball paré am Hofe sah man unzählige reichgestickte und geschmackvolle Ballkleider. 
Keines aber war lieblicher, als ein weißer Filoche (3), durchaus mit Ranken kleiner Rosen in Chenille (4) streifenweise gestickt, dazwischen mit Punkten von Silberlahn übersät. Unten war eine ähnliche Bordure, ein Zweig solcher Rosen im Haar. Der Anzug gefiel allgemein. 
Die Blumen=Diademe sind allmählich von der Stirne weit zurück auf die Mitte des Kopfes gerückt; wenigstens ist dies das Neuste, wenn auch jenes noch getragen wird. Die Stirn ist von einem schlichten Haarband (ungeflochten) bedeckt, und Locken zu beiden Seiten, über diesem Stirnband liegt dann noch ein reiches Band, und dann erst kommt ein Blumenzweig.
An den neusten Kleiderfacons bemerkt man einen fest aufgenähten Gürtel von nämlichem Zeuch, der nach unten hin vorn eine Spitze hat, welches die Taille vorteilhaft zeichnet. Hinten wird er durch eine Schleife mit Enden befestigt, an denen Fransen sind.
Die Spencers von Sammt und Merinos sind sehr Mode. Am meisten trägt man sie mit einer Reihe goldner Schnallen, vorn oder hinten befestigt.
Auch an schwarzen oder gelben Strohhüten sieht man diese Schnallen häufig. Weiße Perkalhüte (5) sah man diese Messe wieder. Die beliebteste Facon war ein Diadem. So auch kleine gestickte Morgenhäubchen von Mull bilden vorn durch Stickerei ein Diadem, und kleiden vorteilhaft.
Chemisetten, welche hohe Kragen hatten, die von Perkal und Spitzen streifenweise gebildet waren, wurden viel gekauft. –An den Oberröcken verschwinden die weiten Ermel und machen denen mit Ellbogen Platz. Die kurzen Ermel bestehen jetzt häufig aus einer Menge über einander fallender Garnierungen. Die neuste Facon kleiner Hüte zum eleganten Morgenanzug ist aus Tull und farbigen Bande zusammengesetzt, und hat einen Blumenzweig in der Farbe des Bandes.

***Erklärungen/Anmerkungen***
(1) Atlas (atlaßene), Seide in Atlasbindung auch Seidensatin
(2) Crepp oder Crepe oder Krepp sind undichte mit mitteldichte , matte oder mattschillernde Kräuselgewebe, zumeist taftbindig
(3) Filoche, lose gewebter Seidenstoff, der wie Petinet vornehmlich bestickt wird
(4) Chenillegarn, (Ursprung Chenille frz, =Raupe) ein Florgewebe, zumeist aus Seide
(5) Perkal, leichter, jedoch sehr dicht gewebter Baumwollstoff in Leinwandbindung

VI. Fashions  
1. Latest Fashions from cassel for April 1811
There has happened none or hardly any change in the cut of clothes. Same can be said about the decoration. Except that satin (1) and other silk dresses have rather exaggerated hem decorations; often 3 or 4 rows, made of tulle or crepe (2), which is cut in huge scallops, edges with small satin ribbon, and then double pleated; above each row is another satin band in fanciful shapes. Often the ribbon of satin or crepe is put into plenty of tiny and pointy tooth, finally turned into stars. During the last ball paré at the court reams of highly embroidered and elegant ball gowns were seen. But none was sweeter than a white filoche (3), over and over embroidered in stripes with rambling roses made of chenille (4), in between dots of silver spangles. The hem was decorated similar, and a twig of roses adorned the hair. The garment appealed to everyone.
The flower tiaras gradually slipped from the forehead back to the mid of the hair; at least this is the latest fashion, although the other style is still seen. The forehead is covered by a plain hair band (not braided), curls on both sides, on top of the hair band is another highly decorated band and then the spray of flower.
The latest style of fashion sports a stitched on belt of namely fabric, which has a sharp edge at the front pointing down, and beautifully emphasizes the waist. In the back it’s tied with a bow, which ends have fringe.
Velvet and merino wool spencers are highly fashionable. Usually they are adorned with a row of golden/gilt clasps, either down the front or back.
These clasps are also often on black or yellow straw hats. White percale (5) hats were still seen on the latest fair. The favourite shape was the diadem. Even delicate little morning caps, made of gauze are forming a diadem at the front, made of rich embroidery, which is very lovely.
Chemisettes, with high collars, made of pleated percale and lace, have been well sold.- On outer wear the wide and huge sleeves gradually disappear and give way to those showing the elbows. Short sleeves are usually made of a myriad of overlapping decorations. The latest fashion of petite hats worn with the elegant morning dress, is made of tulle and a coloured ribbon with a spray of flower in the very same colour.

***Explanations/Annotations***
 (1) satin weave silk
(2) crape or crepe is a lightly or medium weave dull or medium shiny crimpy appearance, most often in taffeta weave
(3) a loosely woven silk fabric, which is – like petinet – mostly used for embroidery
(4) chenille (yarn) (origin French word for caterpillar) a napped fabric, mostly made of silk
(5) a light weight, but closely woven cotton in plain weave

 VI. Moden
 2. Modenbericht aus München
Der äußerst schöne März, wenn auch mit manchen kalten Tagen noch begleitet, hat unserer eleganten Welt erlaubt, zugleich die Winter-und Frühlingsgarderobe, nämlich diese des Mittags, und jene des Morgens und Abends zu produzieren. Des Vormittags tragen unsere Damen den violetten, schwarzen oder dunkelgrünen seidenen Wintermantel und ein dazu passendes Hütchen von Sammt, und in den Mittagsstunden einen leicht wattierten Ueberrock von kaffeebraunem, lilla oder saftgrünen Levantin, entweder mit großen schwarzen Kragen von Sammt, oder einem Pupurshawl von feinem Tuch oder Casimir darüber. Das Haupt ziert dann ein kleines seidenes Hütchen mit einer ganz einfachen Blumenguirlande; in den rauheren Abendstunden nimmt man dann wieder seine Zuflucht zum Mantel.
Unsere Herren nach der Mode bleiben im Ganzen der Farbe der Beständigkeit, der blauen, noch immer treu. Frack und Spencer in den Mittagsstunden sind von dieser Coleur. Dazu wird erfordert: ein langes Beinkleid von hellgrauem Woolcords (1) oder Casimir mit Schnüren auf ungarisch besetzt (2), ein paar lackirte Überschläge an den Stiefeln, ein kleiner Hut, und ein roth oder hellblau gestreiftes Gilét, unter welchem sie eines von weißem Piqué (3) oder von Purpurcasimir tragen.

***Erklärungen/Anmerkungen***
(1) Woolcord oder Wollcord wird wie folgt beschrieben: ein festes gestreiftes englisches Wollzeug, besonders zu Beinkleidern. (Quelle: sie Bild) Im Jahre 1838 war der Begriff bereits nicht mehr gebräuchlich 
(2) Die Nähte sind mit Schnüren im milit. Stil besetzt
(3) Piqué auch Pikee, ist ein Doppelgewebe (Baumwolle), das durch seine eigentümliche Webart ein gestepptes und gepolstertes Aussehen erhält
 1838, Christian Wenig, gedrängtes Handwörterbuch der deutschen Sprache
(Quelle: googlebooks)


VI. Fashions  
2. Latest Fashions from Munich
The exceptionally beautiful March, although with a few colder days here and there, has allowed our bon ton to produce and sport winter’s and spring’s fashion at the same time, the first for around noon, the latter during morning and evening. During morning our ladies usually choose purple, black or dark green silk winter coats with a matching hat of velvet, around noon a lightly quilted outer garment of coffee brown, lavender or lush green Levantine, either with a huge black collar of velvet or a crimson shawl of fine wool or cashmere. The head is adorned with a small silk hat with a plain rim of flowers; during the colder evening hours the ladies take refuge under a warm coat.
Our gentlemen still stick to the fashionable colour of consistency, the blue shades. The frock (coat) and spencer should be of this colour during noon. Also required: pantaloons of light grey wool corduroy (1) or cashmere embellished with cords in the Hungarian manner (2), painted folded edges at the top of the boots, a small hat, and a red or light blue striped Gilet, which is worn on top of a waistcoat made of piqué (3) or crimson cashmere.

***Explanations/Annotations***
(1) wool corduroy is described as follows: a tight weave, striped English wool cloth, especially made for breeches/pantaloons. In 1838 (see source above, German) the term wasn’t in use anymore.
(2) better known as 'Russian braiding' a military style braiding along the semas/front
(3) piqué is a cotton in doubled weave, which leads to the peculiar look of quilted or padded fabric

 Wer nun den Drang verspürt, sich selbst schriftlich zu erklären, mag vielleicht einen Kommentar hinterlassen. Wir freuen uns immer, zu erfahren, wie unser Projekt aufgenommen wird...und wer noch mehr Sehnsucht nach zeitgenössisch Geschriebenem hat, den darf ich auf die blogs meiner lieben Freunde verweisen:
If my readers now feel the urge to have an attempt at writing, they might like to leave a comment here. We're always delighted to know how our project is received...and for those, who are still longing for more period written words, I'd like to direct to my dear friends:

An dieser Stelle gebe ich ab an Alessandra für die neusten Moden aus Paris vom/
And now I like to direct you to Alessandra for the latest fashions of Paris from
und an Maggie für einen Überblick aus London/and to Maggie for an overview from London via
  "Ackermann's Repository",
sowie an Natalie für die Neuigkeiten vom Londoner Hof/and to Natalie for news from London's court
  "LaBelle Assemblée"
 

Mittwoch, 14. Mai 2014

Short Stays Studies - Schnürleib Studien 2.0 (Patron Utrecht)

Wie das im Leben so ist: unverhofft kommt oft.
Während ich im April noch eifrig mit der Arbeit an dem karierten Rijksmusemkleid beschäftigt war, führte mich der Zufall 
- an die genauen Umstände kann ich mich merkwürdigerweise nur nebelhaft erinnern -
zu...
Nein, Augenblick!
Zuerst möchte ich die Aufmerksamkeit meiner Leser noch auf die Schnürleibstudien nach J.S.Bernhardt im Mai des vergangenen Jahres lenken. 
Tatsächlich! Ein ganzes Jahr ist seither verstrichen...und erfreulicherweise nicht tatenlos, denn der ein oder andere hat sich an den - doch recht kontrovers aufgenommenen - Schnürleibstudien versucht.
An dieser Stelle einen herzlichen Dank an
Alexandra von Atelier Polonaise
und
Sie alle haben auf wunderbare Weise gezeigt, wie individuell das Schnittmuster umgesetzt werden kann. In ihren Blogbeiträgen haben sie von ihren Freuden und Schwierigkeiten mit dem Schnitt, aber auch von der einzigartigen und höchst bequemen Passform der Schnürleiber berichtet.
Ich selbst habe zu Beginn des Jahres einen kleinen Workshop abgehalten und ich kann nur empfehlen, dass man sich zusammenfindet und gemeinsam das Probestück anpasst, denn ist diese Hürde erstmal genommen, hat man ein Kleidungsstück, das sozusagen auf den Leib geschneidert wurde. Und außerdem ist es ein größes Vergnügen mit Gleichgesinnten zu schneidern!
Life is full of surprises.
While still busy working on the Rijksmuseum dress in April, fluke pushed me
- I can't even recall the exact circumstances -
to...
No, please wait!
First I like to turn my dear readers' attention to the J.S.Bernhardt short stays studies, which I've done in May last year.
Really! A whole year passed since then already...fortunately not inactive, because some conquered the - admittedly controversially received - short stays studies.
I'd like to give thanks to 
Alexandra of Atelier Polonaise
and
They've wonderfully attested how individually the pattern can be assembled. Their blogposts tell about the easy and also the challenging parts as well as about the unique and highly comfortable fit.
I've hold a workshop earlier this year and I'd like to recommened to gather in small groups to draft, drape and fit the mock-up, because if this obstacle is taken, the result is a fitted and very comfy garment. Furthermore it's great fun to be surrounded my like-minded friends and sew!

...und nun zurück zu dem anfangs erwähnten Fund, 
der mir - aus heiterem Himmel - diesen vertrauten Anblick
bescherte:
...back to the beginning and the find, which - out of the blue - brought me this familiar sight:


Ich hoffe, meinen Lesern hat es nun ebenso die Sprache verschlagen, wie mir vor ein paar Wochen!
Ich hatte das Gefühl auf einen Schnürleib nach J.S.Bernhardt zu schauen...und das dringende Bedürfnis, schnellstens Kontakt mit dem Museum aufzunehmen!
Ein reger Informationsaustausch nahm seinen Anfang und ich erhielt von den großartigen Kuratoren
detailierte Fotos, Beschreibungen und eine Skizze, um das Stück nachzuarbeiten und meine Vermutung zu untermauern, dass es sich nicht wie inventarisiert um ein Stück aus der Zeit zwischen 1825-75 handelt, sondern um einen frühen Schnürleib. 
(Hinweis: Die Beschreibung und Datierung auf der Museumsseite wird in Kürze geändert)
I do hope my dear readers are as speechless as I was weeks ago!
I felt like looking on a pair of stays according to J.S.Bernhardt's books...and I felt the urge to quickly get in contact with the museum!
A vivid exchange of information started and the amazing curators supplied me with detailed photos, descriptions and a drawing, to be able to re-create the garment and proof my speculation, that this is not a piece from the 1825-1875 (like jotted in the inventory), but an early pair of short stays.
(Note: The description and date on the museum's website will be changed accordingly soon)

Es galt viele Fragen zu klären! Das Vorderteil entspricht in seiner Form und der Ausarbeitung der Brustpartie den Schnürleibern nach J.S.Bernhardt, aber was hatte es mit dem merkwürdigen Verschluß auf sich? Waren da irgendwo Schlitze in den Seiten?
Handelte es sich um einen Umstandsschnürleib?
There were many questions to answer! The shape of the front and the bust gussets are completely like those in J.S.Bernhardt books, but what about the back and closure? Have there been slits in the side pieces for the band?
Was it a pair of gestation stays?

Nur eine Nacharbeitung konnte Aufschluß geben, aber es sei vorab erwähnt, dass es weder Schlitze in den Seiten gibt, noch dass es sich um einen Umstandsschnürleib handelt.
Die Maße des Originals:
Breite des Vorderteils Unterbrust (B-Linie) 34 cm
Breite des Vorderteils über der Hüfte 30.5 cm
Länge 30 cm
Größe des Brustkeils 7 cm Länge bei 7 cm Breite am oberen Rand
Die Trägerin war also vermutlich sehr schlank (jung?) bei einer Größe von etwa 1.65 und einer modernen Körbchengröße 'B'
Und ihr Schnürleib war wohl durchdacht und unglaublich praktisch, was ich durch die Nacharbeitung wunderbar belegen konnte.
Das Kleidungsstück konnte ohne Hilfe angezogen werden...womit wir bei dem französischen Begriff 'Corset a la Paresseuse' wären, dem Schnürleib für Faule!
Only a re-creation could reveal the purpose, but I like to mention that there are neither slits in the side seams, nor that it is a pair of gestation stays.
The measurements of the original:
width of the front underbust (B-Line) 34 cm
width of the front above hips 30.5 cm
measurements of the bust gusset 7 cm lenght with a wide of 7cm at the top
The original wearer probably was very petite (young?) with a height of approx. 5'5'' and a modern bra cup size 'B'
And her stays were well thought out and amazingly practical, what I could proof with the re-creation.
The garment could be put on without any help...which leads us to the french term 'Corset a la Paresseuse', stays for the lazy!

Diese Art der Schnürleiber findet (nach meiner Quellensuche) erstmals etwa um 1805 Erwähnung in Anzeigen...in den 1820ern ist es dann schließlich ein gängiger Begriff.
This kind of stays is mentioned (according to my research) first around 1805 in some adverts of staymakers...by the 1820 it is a common term.

1806, Le Moniteur de Judiciaire de Lyon (Quelle/source: googlebooks)


1807, Feuille de Valencienne (Quelle/source: googlebooks)

Aber warum ein Corset a la Paresseuse und kein Umstandsschnürleib?
Die Nacharbeitung hat gezeigt, dass der Verschluß so sitzt, dass es durchaus sehr unbequem wäre, zudem sind Haken und Ösen angebracht, der Verschluß kann sich also nicht anpassen.
Natürlich ist es nicht gänzlich auszuschließen, dass es zuvor Bänder waren, die verknotet wurden.
Allerdings ist der Verschluß eine clevere Wahl, denn er lässt sich durch den Stoff hindurch lösen (es sind keine Schlitze im Rockteil vonnöten, so wie sie noch zu Beginn der 1800er Jahre zu finden waren), was dem Zweck dieser Unterbekleidung doch sehr zugute kommt.
Getragen wurden sie nämlich vornehmlich am Morgen und während der Reise in einer Kutsche.
But why a Corset a la Paresseuse and not a gestation corset?
The re-creation has revealed, that the closure sits right on the belly, which would be quite uncomfortable, furthermore the hook & eye closure indicates that there's no tolerance for adjusting.
Certainly I can't completely exclude the idea that it might have been ribbons before, which have been tied.
However the hook & eye closure is a very clever choice, because it can be opened and closed through the fabric (no need for side slits in the skirt, which were still seen in the early days of around 1800), which supports the purpose of the stays.
They were usually worn during morning and while travelling in a coach.

Diese Art des Schnürleibs war nicht nur äußerst kommod was das Ankleiden betrifft, sondern auch die Anfertigung ist a la Paresseuse.
Es gibt lediglich ein Vorderteil, zwei Rückteile und zwei Brustkeile.
Bevor ich den Weg zum fertigen Schnürleib beschreibe, noch ein paar wichtige Details des Originals.
Es ist komplett handgenäht, zweilagig gearbeitet aus Baumwollköper und mit Köpernahtband eingefasst.
Das Vorderteil (im Gegensatz zu den Bernhardt Schnürleibern) ist im geraden Stofflauf geschnitten, während das Rückteil an der Nahtkante leicht schräg läuft, was durchaus Sinn macht, denn der Verschluß, der um den Körper geführt wird, benötigt ein gewisses Maß an Stretch.
This kind of stays wasn't solely comfortable in the aspect of getting dressed, but also the construction is quite a la Paresseuse.
There's only one front piece, two back pieces and two bust gussets.
Before I share the construction, I would like to share a few important details of the original.
It is completely hand-sewn, made of two layers of cotton twill and bound with twill trim.
The front is cut on the straight fabric (contrary to the Bernhardt stays), while the back is slightly on the bias, which makes sense, as it is the back, which comes around to be closed in the front, hence it calls for some stretch.


Für das Schnittmuster wird die B-Linie benötigt, also das Maß direkt unter der Brust von Mitte des linken Arms zur Mitte des rechten Arms. Dieses Maß wird halbiert!
For the pattern you'll need the B-Line, the measurement directly below the bust from the mid of the left arm to the mid of the right. Take the half of this measure!

Bitte immer zunächst ein Probestück fertigen!
 In dem Schnitt sind keinerlei Nahtzugaben enthalten! 
Die B-Linie (grün) sollte im individuell vergrößerten Ausdruck die zuvor ausgemessene Länge erhalten. 
Es ist keinerlei Brustkeil in dem Schnittmuster vorgegeben, da dieses (ebenso wie die Länge des Schlitzes im Patron des Vorderteils) sehr individuell ist und unbedingt nach den persönlichen Maßen angepasst werden sollte, die Form kann dabei von einem Dreieck bis hin zu einer halbrunden Form variieren.
Die Seitenlinie (rot) muß unbedingt im fertigen Schnitt angepasst werden, denn sie sollte - gleichgültig der Vergrößerung des Schnittes - keinesfalls länger als 13.5 cm sein!
Please always do a mock-up first!
There's no seam allowance included in the pattern!
The B-Line in your individually resized and printed pattern should have exactly the lenght of your measure.
There's no bust gusset displayed in the pattern, because this (like the length of the bust gusset slit in the patron) is highly individual and should be assembled according to your very shape, the gusset piece can vary in the shape from a triangle to a more rounded shape.
The side seams (red) have to be adjusted in your printed pattern, because - no matter of the re-sizing- it should not be longer than 13.5 cm!

Mein Vorderteil Schnittmuster/ My front piece pattern...

...das Rückteil/ the back piece...

...und der individuell angepasste Brustkeil
...und the individually adjusted bust gusset

Dem Original folgend habe ich mich für zwei Fischbeinstäbe entschieden. Da mein vorhandenes Fischbein eine andere Stärke hatte, wurden zwei Stäbe zusammengeklebt.
Statt der Fischbeinstäbe kann auch ein Blankscheid/Blankscheit verwendet werden, das bleibt der Vorliebe der Trägerin überlassen.
Following the original closely I decided to use boning. As the boning in my stock had a different size I taped two pieces together.
Instead of boning, you could also choose a busk, just follow your preferance.

Bitte zunächst ein Probestück fertigen!
Das geht wirklich schnell und lohnt sich. Es sind so wenig Nähte, dass ich sogar den Probeschnitt von Hand genäht habe!
Please do a mock-up first!
It is quickly done and very worth the effort. There are so few seams that I've even sewn the mock-up by hand!

Mein Utrecht Schnürleib
My pair of Utrecht Stays

Der einzige Aufwand ist es, den Schnürleib mit Nahtband einzufassen. 
Von dem Band werden etwa 5 Meter benötigt.
The only labour is the binding with twill trim. Approx. 5 metres of binding are necessary.


Die Seitennähte habe ich mit dem doppelten Saumstich genäht.
The side seams are sewn with doppelter Saumstich (doubled seamstitch)

Die Kanäle für das Fischbein und der eingefasste Rand
The channels for the boning and the twill trim binding.

Die Schulterbänder sind nicht gerundet und werden mit einfachen Kordeln an das Vorderteil geknotet.
Das bedeutet, bei diesem Schnürleib sind nur vier Nestellöcher vonnöten!
The shoulder straps aren't rounded. They are fastened with ribbons to the bodice.
This means, the stays only call for four eyelet holes!

Ein Haken, eine Öse statt vieler Schnürlöcher!
One hook, one eye instead of plenty lacing holes!

Und so sitzt der Schnürleib schließlich am Körper. Die Ähnlichkeit des Utrecht Schnürleibs zu den Schnürleibern nach J.S. Bernhardt ist nicht von der Hand zu weisen.
And this is how the stays embrace the body. In comparison the similarity of the Utrecht stays
to the J.S.Bernhardt stays is evident.






Bei diesem Stück habe ich mich in den Details nah an das Original gehalten, jedoch habe ich schon den nächsten Schnürleib geplant. (Übung macht den Meister!)
Ich werde dabei einige Änderungen vornehmen, so gefallen mir zum Beispiel gerundete Träger besser (oder ich verlängere sie und nähe sie gar gleich an das Vorderteil), auch werde ich die kleine Lücke zwischen dem Ende der Fischbeinstäbe und dem unteren Rand beim nächten Mal auslassen.
Noch gespannter aber bin ich auf die Werke meine Leser!
Ich hoffe, die Bernhardt Schnürleiber und der Utrecht Schnürleib finden bald größere Verbreitung, denn sie sind nicht nur indivduell für die ebenso einzigartigen Körper der Trägerinnen, sie sind auch noch historisch verbrieft!
Zuletzt möchte ich nochmals meinen herzlichsten Dank an das Centraal Museum in Utrecht und die großartigen Kuratoren zum Ausdruck bringen.
Übrigens, ein Museumsbesuch lohnt immer!!!
I tried to assemble this pair as close to the original as possible, however I've already planned the next pair. (Practise makes perfect!)
I will then add some changes, like I personally prefer round shaped shoulder straps (or maybe I slightly prolong them and stitch them to the front), I will also skip the small gap between the end of the boning and the lower edge.
But even more interested I'm about what my readers will assemble!
I do hope, the Bernhardt stays and the Utrecht stays will finally become more widely spread among the historic seamstresses, because they're not only individual in the pattern like in the shape of their wearer, they are also historically correct!
Last I would like to give my sincere thanks to the Centraal Museum in Utrecht and the amazing curators.
By the way, a visit to the museum is always a good idea!!!


Sonntag, 4. Mai 2014

Im wunderschönen Monat Mai...

Diese Worte stellte Heinrich Heine (1797 - 1856) den zwei Strophen zu seinem Gedicht voran, ein Hoch der Gefühle.
 Umschmeichelt von herrlichstem Sonnenschein, Vogelgezwitscher und dem Grünen und Blühen, lockt der Wonnemonat Heiterkeit und Leichtigkeit.
Was liegt da näher, als sich einem Kleidungsstück zuzuwenden, das dem Frühling huldigt.
Zarter Stoff, feine Spitze und alles in einem Weiß, das an ein Feld voller blühender Maiglöckchen erinnert.
In the utterly beautiful month  of May...
These words opened Heinrich Heine's (1797 - 1856) two stanzas of his poem, an exaltation.
Flattered by the warmth of sunshine, birdsong and a lush nature,
this particular month calls for cheerfulness and ease.
Apparently this is the best month to choose a garment, which celebrates spring.
Lightweight fabric, finest eyelet trim, all in white like a field of lilies of the valley.

 1810s Spencer, British, Cotton, Accession Number: 1986.114.2

Was aus einiger Entfernung möglicherweise recht schlicht erscheinen mag, 
offenbart bei näherer Betrachtung seine wundervollen Details.
What seems a bit simple from a distance,
reveals it's amazing details under a close examination.
 1810s Spencer, British, Cotton, Accession Number: 1986.114.2

An die fünfzig Reihen feiner Biesen, durch Kordeln in vollendete Anmut gebracht.
Nearly fifty rows of pintucks, beautifully arranged by white cords.

Ein Anfang ist am Nähtisch bereits gemacht. Die Biesen sind etwa 0.3 Zentimeter groß.
Ich verwende statt des leinwandgewebten Baumwollstoffes des Originals einen feinen Baumwollköper, den ich einer befreundeten Bloggerin zu verdanken habe.
Ich freue mich noch immer über die großzügige Geste und gleichwohl das geschnürte Paket voller wunderbarer Stoffe. Vielen Dank an Ute von 'Suo ergo sum'!
I've already started with the spencer. The pintucks are approx. 1/8 inch.
Instead of the plain weave cotton of the original garment, I'm using a fine cotton twill,
which was a gift from a fellow blogger, who surprised me not only with her kindness, but also a package full of fabrics. Many thanks to Ute at 'Suo ergo sum'!

Die ersten zehn Reihen und die mit Bleistift vorgezeichneten fehlenden vierzig Reihen des Rückteils.
The first ten rows of pintucks and the pencil-marked fourty rows, which are yet to be sewn.

Die Reihen werden mit kleinen Vorstichen genäht.
The pintucks are stitched down with small running stitches.

Die Rückseite wirkt noch ein wenig uneben, da die Biesen noch nicht gebügelt sind.
The backside still looks a bit uneven, because the pintucks aren't ironed, yet.

Die alte Spitze, die später für die Ärmelaufschläge und die Rückseite des Spencers verwendet wird.
The antique eyelet trim, which will be added to the sleeve cuffs and the back of the spencer.