Donnerstag, 20. Dezember 2012

Erhellende Einblicke...und ein kleiner Ausblick

Das neue Projekt bringt mit seiner herrlichen gelben Farbe nicht nur die im Winter schmerzlich vermisste Helligkeit ins Haus, es erweist sich abermals als gute Lehrstunde in Sachen Konstruktion und Stoffverarbeitung.
Nachdem ich zweiundzwanzig Fächerornamente genäht hatte, fand ich, dem Kleid könnte noch eine weitere Dekoration nicht schaden...vielleicht Rouleaux?
Also nähte ich eifrig endlose Meter an gefälteltem Stoff an einer Paspel an, applizierte es auf den Rock und...entfernte es anschließend wieder fluchend!
Wieder mal eine Lehrstunde, dass man sich bei Kleiderdekorationen und deren Harmonie immer möglichst an den reichhaltigen Fundus an Originalen und Modekupfern halten sollte. Wie immer: die Damen um 1800 wussten einfach, was sich tragen ließ. 
An dieser Stelle erlaube ich es mir abermals Jane Austen zu zitieren: 
"Es ist eine allgemein geltende Wahrheit...",
auch wenn es mitunter aufwändig ist oder man denkt "Soooo viel Arbeit", kann ich nur empfehlen, sich die Mühe zu machen und den reichhaltigen Vorbildern strikt zu folgen. Denn die Mühe lohnt! Versprochen!
Auch wenn ich über das gescheiterte Rouleau verärgert war, hob ich es dennoch auf - und tatsächlich es sollte noch von Nutzen sein!
The new project does not only brighten the dark winter days with it's lovely sunny yellow, it also offered me yet another enlightening lesson in construction and fabric manipulation.
After having sewn twentytwo fan ornaments, I thought it would be fun to add a further decoration onto the hem...maybe padded rouleaux?
I eagerly started to sew endless inches of folded fabric onto a pipe, attached it to the skirt and...ripped it of swearing quite a lot!
Yet another lesson learnt, always to follow originals and fashion plates concerning decoration and their harmony. The seamstresses around the year 1800 simply knew how to achieve that look.
Here I allow myself to quote Jane Austen again: 
"It's a truth universally acknowledged...",
even it's tedious and makes one sigh "Soooo much labour", I highly recommened to follow closely in the steps of the period seamstresses. It's well worth the labour! Promised!
Although I was pretty upset about the failed rouleau attempt, I kept the piece - and it turned out to be of some value later.

Das Kleid ist ärmellos und das Oberteil hat keinerlei Verzierung. 
Wie in der Zeit um 1816 - 1818 üblich, ist das Oberteil sehr schmal, der Rock ist zumeist recht kurz - 
Ha, und an dieser Stelle tauchten erneut unvorhergesehene Widrigkeiten auf! 
Als Schnitt für den Rock kürzte ich mein 1815 Robe de Perkale sowohl im Umfang als auch in der Länge (minimal).
Aber beim Zusammenstecken mit dem Oberteil erschien es mir unglaublich kurz (geradezu schockierend für meinen Geschmack...und mein Alter) und zudem fehlte dem Rock der Schwung. Der Strukturseidentaft hat ziemlich viel Stand und zwängte den Rock in eine Form, wie sie eher für die 1820er bekannt ist.
 Aber nicht verzagen. Da ich genug Stoffreste hatte, tauchte ich eines mutig in kaltes Wasser und bügelte es anschließend auf Stufe I und siehe da der "Stand" des Stoffes war verschwunden.
Nach erfolgreichem Versuch, tauchte ich den oberen Teil des Rocks (der ja noch nicht an das Oberteil angenäht war) bis kurz vor die Verzierung am Saum ins Wasser und bügelte ihn vorsichtig...und heraus kam ein perfekter 1816-1818 Rock, mit genügend Schwung in der Bewegung und einem guten Stand am Saum.
Hier aber die dringende Empfehlung: bitte immer erst an einer Stoffprobe testen, bevor man zur Tat schreitet!
Auch für die fehlenden drei bis vier Zentimeter fand sich eine gute Lösung: ein falscher Saum - und zwar aus dem mißlungenen Rouleau!
The dress is sleeveless and the bodice has no decoration.
It was common between 1816-1818 to have have very small bodices with very high waists and a quite short skirt - 
Ha, that's when more problems suddenly occured! I've altered my skirt pattern from the 1815 Robe de Perkale in circumference and lenght (minimal).
But when pinning the bodice and skirt together I felt the skirt to be too short (almost schockingly short for my taste...and my age) and I missed the swing of the fabric.
The structured silk taffeta has much stand and made the skirt look like being from the 1820s.
But never give up. As I had enough fabric scraps on hand I bravely dipped one into cold water and then ironed it carefully on level I, which made the "stand" magically dissapear.
After this successful attempt, I dipped the upper part of the skirt (which was only pinned to the bodice) into the water until short before the beginning of the ornamented hem, then I ironed it ...and was rewarded with a perfect 1816-1818 skirt, with lots of swing and a lovely stand around the hem.
But please, before doing this to your silk fabric, please have a test on a fabric scrap!
I even managed to find a solution for the missing 2 inch in lenght: a fake hem - being made from the failed rouleau!

Die Fächerornamente, der leicht wattierte Saum und der gefältelte und gepaspelte falsche Saum. Da der Seidentaft auf beiden Seiten durch die Webart eine etwas andere Schattierung hat, habe ich mich dafür entschieden, die Ornamente in der dunkleren, eher goldenen Schattierung zu fertigen. Auf dem Bild ist das leider nicht ganz so gut erkennbar.
The fan ornaments, the slightly paddded hem and the pleated and piped fake hem. As the silk taffeta has different shades on it's sides, I decided to do the decoration in the darker more golden shade. Unfortunately it's quite difficult to see in the photo.

Nahaufnahme des Saums
Close-up of the hem

Die Rückseite. Hier erkennt man, wie der falsche Saum auf die baumwollene Rückseite des wattierten Saums gesetzt wurde. Darüber sind die Stiche der Ornamente, die entlang der Paspeln festgenäht wurden.
The back. The false hem was sewn onto the cotton back of the padded hem. Above are the stitches of the fan ornaments, which are sewn on following the piped seam.

Das Oberteil wird im Rücken mit Nadeln (Futter) bzw Bändern (Oberstoff) geschlossen.
The bodice is closed with pins (lining) and ribbons (fashion fabric).

Als nächstes geht es an den passenden Spenzer.
Und für den Beginn des neuen Jahres, steht wieder einmal ein Ausflug zurück in die Zukunft auf meiner Wunschliste. Nach einem Abstecher in die Jahre 1820 und 1826, schreite ich wieder sechs Jahre voran und beschäftige mich mit der Nacharbeitung eines Kleides aus dem Jahre 1832. 
Dazu mehr im neuen Jahr.
An dieser Stelle wünsche ich meinen lieben Lesern schöne Feiertage und einen guten Start in ein hoffentlich erfülltes Jahr 2013.
Next step will be the spencer.
And for the beginning of the new year, I'm going back to the future again. After visiting the year 1820 and 1826, I'll step forward another six years and will recreate an amazing dress from 1832.
More to come next year.
I wish my dear readers very Merry Holidays and a wonderful start into an amazing New Year 2013.

Samstag, 8. Dezember 2012

1800s woolwork embroidery purse, reticule

Die Stickerei an dem kleinen Retikül hatte ich bereits in der vergangenen Woche beendet, 
allerdings bereiteten mir die beiden winzigen Quasten einiges an Kopfzerbrechen bzw die fehlende Quelle für passende, ansprechend gearbeitete Troddeln.
Aber nachdem ich heute auf einem Antikmarkt fündig geworden bin, konnte ich die Arbeit endlich beenden.
Die Quasten am Originaltäschchen bestehen aus cremefarbener Seide, ich bin auf ein Paar aus Metall (Kupferdrähtchen) ausgewichen.
The wool embroidery on the little purse was already done this past week, but the tiny tassels caused me quite a headache, or should I say the lack of a source for matching shaped tassels.
But I finally found a perfect match on toady's nearby antique fair, and thus could finish my work.
The tassels on the original reticule have been made from cream coloured silk, mine wre made of thin metal (copper) thread.

Die Vorderansicht mit den kleinen Blumen. Ich war bemüht mich sorgfältig an die Vorlage zu halten. Auch die Kordel war im Original zweifarbig. Auf die Blütenblätter sind winzige Silberperlen gesetzt.
Ich denke, die Quasten passen fabelhaft zum Muster und den Farben.
The front with the tiny flowers. I tried to stay as close to the original as possible. Even the strings of the original came in bi-colour. There are wee silver pearls attached onto the petals.
I think the tassels wonderfully match with the pattern and colours.

Die Rückansicht in einem warmen Korallenrot. Zugegebenermaßen hätten hier cremefarbene Troddeln besser gepasst, aber ich bin dennoch zufrieden.
The back view in a warm coral red. Well I admit cream coloured tassels would have been more suitable here, but nevertheless I'm content.

Entlang des oberen Randes sind zwölf kleine Ösen angebracht, durch welche die Bänder geführt werden. Die Troddeln sind an den Seiten angenäht.
Als Futter habe ich cremefarbenen Seidentaft verwendet.
In diesem Bild erkennt man, wie klein das Retikül tatsächlich ist.
Following the edge are twelve tiny rings, which hold the strings of the purse.
The tassels are sewn onto the sides.
The lining is made of cream coloured silk taffeta.
This photo gives you a very good impression of the true size of the little reticule.

 Meine weiteren Fundstücke auf dem Antikmarkt hätte ich in dem Täschchen nur schwerlich verstauen können.
Neben verschiedenen Bändern (eines aus schwarzem Baumwollchintz), habe ich eine Rolle Knopflochgarn, echtes schwarzes Samtband (für ein künftiges Trauerkleid), Nadeldosen, echtes Seidensamtband und eine schlichte Halskette aus Korallen, wie sie in der Zeit um 1800 recht beliebt war.
 My further purchases on the antique market wouldn't have fitted into the reticule.
I've got some love sturdy ribbons/waistbands (one made of black glazed cotton)), a spool of buttonhole thread, real velvet ribbon in black (for a future mourning dress), pin boxes, real silk velvet ribbon and a lovely necklace made of corals, which was favoured around 1800.