Freitag, 27. Januar 2012

Dilemma 1826

Den Stein des Anstoßes gab der Herr des Hauses vor ein paar Tagen, als er kritisierte, dass der Stoff, den ich mir für die üppigen Ärmel aus meinem Stoffvorrat ausgesucht hatte, nicht recht zu dem Kleid aussehen würde. 
Seine Kritik bezog sich zwar eher auf die Farbwahl (ein Blaugrau), aber dennoch veranlasste es mich eifrig über dem Original zu brüten. Die Ärmel des KCI 1826 haben - wenngleich in der Beschreibung von Grün die Rede ist - einen blaustichgen Farbton, der allerdings so gar nicht zu den anderen Farben des Kleidungsstückes passt...
MOMENT!
Nicht nur die Farbe wiederholt sich nirgendwo auf dem Kleid, auch die Ärmel haben doch eine merkwürdige Form für 1826...allmählich dämmerte es mir!
Im Nachfolgenden stelle ich meine Vermutung dar, dass das Kleid im Laufe der Zeit zweimal verändert wurde.
Ich hoffe, meine Erklärungen sind am Ende dieses Beitrags nachvollziehbar.
The confusion started with a remark of my dear husband a few days ago, who critisized that the fabric I had chosen from my stash wouldn't match the dress. Although his remark referred merely to the choice of colour (a greyish blue), I started pondering about the complete original dress once again. The sleeves of the dress -  mentioned in the description as being a green colour - have a blueish colour, which doesn't match to any other colour on the dress...
WAIT!
Not only the colour doesn't match, the sleeves also have a strange shape for being 1826...gradually it dawned on me!
Following I'll try to explain my speculation about the dress being altered at least two times.
Aber zunächst nochmal ein Blick auf das Original...und da fallen sofort die Ärmel ins Auge, wenngleich das Ensemble harmonisch wirkt und durch seine ungewöhnliche Art gleich gefällt. Vielleicht war es diese Tatsache, die meinen Blick ein wenig verschleiert hat, obwohl es doch derart offensichtlich ist, dass vieles nicht zusammen passt.
First another look on the original dress...the sleeves are one of the details that pop into the eyes at once, although the ensemble harmonizes in detail and it's attractive due to being unique. Maybe it was these emotions, which blinded my eyes, though it's evident that some details just won't match.


 Also, wo fange ich nur an?! Vielleicht mit der Entstehung des Kleides und darüber gibt uns das Rockteil Aufschluß, genauer gesagt die Ornamente. Glücklicherweise existieren viele Modekupfer aus dieser Zeit und, wie ich in einem früheren Beitrag bereits erwähnte, gewähren uns die eine hervorragende Möglichkeit ein Kleidungsstück zeitlich einzuordnen. Zu welchem Zeitpunkt waren in den 1820er Jahren Applikationen in Blätterform auf den Röcken zu finden?
Wir landen im Jahr 1824.
But where to begin?! Maybe with the actual origin of the dress and here a closer look at the ornamented hem of the skirt is quite helpful. Luckily a lot of fashion plates from this decade  exist, and as I've mentioned in a previous post, these happen to give us the possiblity of an exact order. In which year of the 1820 do ornamented leaves and flowers have been in fashion?
We end up in the year 1824.



Das Kleid ist also irgendwann 1824 oder 1825 entstanden, denn in späteren Jahren war als Zierde der Röcke eher der Gebrauch von Rouleauxs oder üppigen Rüschen bevorzugt. Im Hinterkopf sollte allerdings bleiben, wie aufwändig die Anfertigung der Bordüre war, denn schließlich bleibt sie dem Kleid als Erkennungsmerkmal erhalten. 
Beim Anblick der Bilder fallen einem unweigerlich die schmaleren Ärmel auf. Von 1824 bis 1825 begannen sie allerdings ein wenig üppiger zu werden: Beleg
Eine andere Tatsache springt ins Auge: die Ärmel hatten die gleiche Farbe, wie der Rest des Kleides!
The dress was without doubt made between 1824 and 1825, because in later years the hems would have been decorated with rouleauxs and frills/ruches/pleats. But keep in mind how very tedious the work with the leaved hem has been, and this hem remained a hallmark of the dress throughout the years.
First thing to notice are the smaller sleeves. Between 1824 and 1825 they started to become slightly bigger: see here.
Another detail is evident: the sleeves always had the same colour/fabric as the dress!

Um 1826/1827 dann kam eine neue Zierde auf die Oberteile der Kleider und die Besitzerin des Kleides ließ es sich scheinbar nicht nehmen, diese neue Mode umzusetzen.
Auf den ersten Blick erkennt man, dass das Grün der Zacken und Paspeln ein viel dunkleres Grün ist, als das der Dekorationen am Saum.
Around 1826/1827 a new fashion was added to the bodice and the owner of the dress seem to have added that, too.
It's noticable that the green used for decoration and piping is a much darker shade than that of the decorated hem.

Und dann im Jahr 1829 schließlich wurden die Ärmel gegen die ausladendenen Ärmel ausgetauscht, die zum Ende der Dekade bis weit hinein in die 1830er in Mode waren.
Und wenn man das obere Bild vergrößert erkennt man, dass auch der Abschluß der Kante mit einer Paspel aus eben diesem blauen Stoff verziert wurde. 
And finally in 1829 the smaller sleeves have been replaced by those huge sleeves, which came in fashion at the end of the decade and remained favoured into the 1830s.
When looking carefully at the picture above, you'll notice that the piping around the collarline is the exact shade of blue as the sleeves.

Eine letzte Änderung trat dann irgendwann an den Ärmelaufschlägen ein. Hier handelt es sich aber wohl nur um eine Ausbesserung aufgrund von Verschleiß.
A final change was done on the cuffs. But this time it seems to be merely a mend due to wear and tear.

Und nun zurück zu meinem Dilemma, das ich in der Überschrift erwähnt habe.
Ich habe in letzten Tagen abermals wirklich ausgiebig nach einem passenden Farbton für die Seide der Ärmel gesucht, aber kein Muster fügte sich so harmonisch ein, wie bei dem Original.
 Und überhaupt, wäre es nicht angebracht bei der Interpretation zu versuchen das Kleid in den Zustand von 1826 zu versetzten, also der Zeitpunkt in dem die Veränderung eher gering war. Das Jahr 1824 würde sich schon schwieriger gestalten, da ich keinerlei Anhaltspunkt bezüglich der Verzierung des Oberteils habe.
Ich tendiere dazu die verzweifelte Suche nach passender blauer Seide einzustellen (obwohl die weiten 1829 natürlich reizend sind) und stattdessen den gestreiften Stoff für die (moderat weiten) ursprünglichen Ärmel zu nehmen.  
Ist das der Weg aus dem Dilemma?!
And now back to the dilemma, which I have mentioned in the headline.
 I'm afraid my search for a matching blue silk for the sleeves was hopeless to date, because no sample gave the dress the look of the original.
And furthermore, wouldn't it be interesting that I'd interpret the dress as it has been in the year 1826, that year in which the alterration have been moderate. The look of the year 1824 would be harder to achieve, as I don't have any proof about the former decoration of the bodice.
I tend to give up the search for matching blue silk (although I fancy the huge 1829 sleeves) and instead use the main fabric for the sleeves of origin.
Is this the way out of my dilemma?!

Mittwoch, 25. Januar 2012

Seidenraupen im Sauerland

Das verregnete Sauerland?! 
Das klingt erstmal unglaublich, ist aber wahr!
Da das KCI 1826 mein erstes Seidenkleid wird, habe ich mich ein wenig ausführlicher mit dem wunderschönen Gewebe beschäftigt und bin dann auf Umwegen auf folgenden Artikel gestoßen:
"...Am Anfang des 19. Jahrhunderts steht das nur kurze Zwischenspiel einer Textilindustrie, die der Iserlohner Adolph Friedrich Basse eingeführt hatte...Basse hatte nun seit 1789/90 die Seidenweberei (in Menden) eingeführt. 1801 waren 45 Webstühle mit 80 Arbeitern in Betrieb, doch bald nach 1820 hörte die Seidenweberei auf, da sie mit den Elberfelder Betrieben nicht konkurrieren konnte..." 
(Quelle: "Menden - eine Stadt in ihrem Raum", 1973)
Weiteren Berichten zufolge ist es auch wahrscheinlich, dass die Mendener (ähnlich wie Iserlohn) Maulbeerbäume pflanzte, um die Seidenraupenzucht vor Ort zu gewährleisten.
Silkworms in the Sauerland?
In such a rainy area of Germany? 
Sounds unbelievable, but it's true!
As the KCI 1826 will be my very first silk dress, I was eager to learn more about this beautiful fabric and I suddenly came across this interesting article:
"...at the beginning of the 19th century there was a minor intermezzo of the textile industry, which Adolph Friedrich Basse has introduced to the area...Basse has settled silk weaving in 1789/90 (in Menden). In 1801 there was an account of 45 weaving looms with 80 weavers, but soon after 1820 the silk weaving stopped as Menden couldn't compete with the Elberfeld' silk weavers..."
(Source:  "Menden - eine Stadt in ihrem Raum", 1973)
Further sources reveal that Menden (like Iserlohn) was likely to have Mulberry trees to guarantee the silkworm breeding in this area.

Nach dem kleinen Ausflug in die Vergangeheit meiner Heimatstadt, geht es nun aber wieder zurück an den Nähtisch. Mittlerweile ist das Rockteil komplett fertig.
Für den Schnitt habe ich folgende Bücher zur Hilfe genommen: "Costume in Detail", "The Lady's Stratagem" und "The Cut of Women's Clothes 1600-1900"
Wichtig war ein Schnitt, der aus sechs Teilen besteht. Also einem Vorderteil, einem Rückteil und jeweils zwei Seitenteilen.
After this short visit into my hometown's past, I'll now return back to the sewing table. Meanwhile the skirt is completely done.
For the pattern I used the following books: "Costume in Detail", "The Lady's Stratagem" und "The Cut of Women's Clothes 1600-1900"
I came up with a skirt pattern containing of six pieces. A front piece, a back piece and two side pieces each.
Beim Zusammennähen habe ich mich an die Empfehlungen aus dem Lady's Stratagem gehalten. Die geraden Kanten wurden mit einem Kombinationsstich aus Vorstich und Rückstich vernäht, die mit schrägem Stoffverlauf mit Rückstichen.
Bei Seidenstoffen, die zum Ausfransen neigen, ergeht der Rat, dass die Nähte gefaltet und dann mit Überwendlichstich versäubert werden (bis auf die Webkanten, die nach Möglichkeit genutzt werden sollten).
I closely followed the sewing instructions in the "Lady's Stratagem". It's advised that the straight seams be put together with a combination stitch (backstich and running stitch), and those cut on the bias are sewn with backstitch only.
As silk fabrics tend to fray it's recommened to fold the finished seams and overcast them (instead: consider to use the selvedges wherever possible)

Nachdem die Rockteile verbunden und versäubert sind, wird der Saum etwa 4 cm umgenäht und wattiert.
Zum Wattieren empfiehlt das "Lady's Stratagem" Baumwolle, während in dem Buch "Nineteenth Century Fashion in Detail" Wolle Erwähnung findet. Ich habe beide Varianten ausprobiert. Für den Saum habe ich Baumwollwatte verwendet.
After the skirt pieces are sewn together and finished, the hem is turned under about 4 cm and then stuffed with either cotton wadding (as mentioned in "Lady's Stratagem") or wool padding (mentioned in "19th century fashion in detail"). I've tried both variations. The hem is padded with cotton.

Im nächsten Schritt wird ein Streifen Baumwollsatin von vier Fingern breite (also etwa 8cm) im Schrägverlauf des Stoffes geschnitten und an jeder Seite etwa 2 cm umgebügelt. Das ergibt das erste Rouleaux. Angebracht wird es ausschließlich mit Vorstichen (die eine hohe Flexiblität erlauben) unmittelbar über der wattierten Kante.
In the next step a piece of cotton satin fabric is cut on the bias about four fingers wide (approx 8cm), both edges are folded and ironed about 2 cm. This will be the first rouleaux. It is attached with running stitches (which allow a better flexibilty) exactly above the padded hem. 

Vorderansicht
front view

 Die Rückansicht. Erkennbar ist hier der Stich, mit dem der eingeschlagene Saum angenäht wurde, sowie der Vorstich des Rouleaux.
The back view. You can recognize the stitch, which attaches the folded hem and the running stitch of the rouleaux.

Zurück zum Rouleau, das im nächsten Schritt gefüllt wird. 
Diesmal habe ich mich für Schafswolle entschieden. Die kann man glücklicherweise in gleichmäßigen Strängen erwerben. Benötigt habe ich nur etwa 50 gr.
Ein Blick auf das originale Kleid zeigt, dass die Rouleauxs in dem Fall nur wenig Füllung benötigen.
Back to the Rouleau, which is then stuffed or wadded.
This time I took the wool. I've bought it in a DIY shop and luckily it is offered in long and pretty even strands. I neede less than 50gr.
The original dress reveals that only little wadding was needed in this particular case.
Links die Baumwollwatte, rechts die Schafwolle.
On the left the cotton, on the right wool.


Die Stränge werden eingeschlagen und dann wird die Kante angenäht. Ich habe einen Saumstich verwendet, der nicht sichtbar ist, allerdings nicht wie der Staffierstich gesetzt, sondern lediglich mit Vorstichen, bei denen jeweils ein paar Fäden der verdeckten Kante festgenäht werden.
Ich hoffe, das folgende Bild erklärt es besser und an dieser Stelle sei mir meine Unkenntnis bezüglich der Terminologie vergeben.
The wool is put inside the turned edge and then sewn on the skirt. I used a seam stitch, which is not visible on top. It works with running stitches where a tiny bit of the edge of the rouleaux is fetched with the needle/thread.
I hope that the following picture explains this. My apologies for not knwong the poper term.

Die Verzierungen an diesem Kleid sind reichlich. Im Folgenden wird die gepaspelte Karoborte angenäht.
Hierzu eignet sich am besten der Punktstich, denn der ist entlang der Paspel so gut wie unsichtbar.
There are plenty of application on this dress. Next is the piped diamond-shaped border.
I've attached it with point stitches, which are hardly visible along the piped edge.

Und dann - nach einer gefühlten Ewigkeit - kamen auch endlich die gepaspelten Blätter zum Einsatz.
Sie wurden ebenfalls mit Punktstichen angenäht.
And finally the piped leaves have been added to the hem. These have been sewn on with the point stitch, too.

Ein weiterer Blick auf die linke Seite:
Another peek onto the left side:

Zum Schluß fehlte nur noch das zweite Rouleau aus Baumwollsatin. Diesmal war das Band etwa zwei Zentimeter schmaler. Und hinzu kamen vierzehn kleine wattierte Stoffstücke, die jeweils in der Mitte eines jeden Karos gesetzt wurde. Diese Stücke sind kleine vernähte Teile, die an das obere Band geheftet wurden, bevor ich es mit Vorstichen aufgenäht habe. 
Danach wurden die Stoffteilchen mit Watte gefüllt und mitsamt dem Rouleaux angenäht.
The second rouleau was still to come. This time the bias-cut piece was about 2 cm smaller than before. As in the original dress the rouleaux was emblished with fourteen tiny wadded pieces following the pattern of the diamonds. These pieces are small tubes, which are pinned to the upper edge of the rouleaux before sewn it onto the diamond border with running stitches.

Und hat sich die Mühe gelohnt?! 
Ich denke schon - jedenfalls ist mir beim Anblick des Rockteils immer zum Juchzen zumute...;)
Was it worth all the labour?!
Well, I think so - at least I always feel like squeeing any time I look at the skirt...;)




Samstag, 21. Januar 2012

Etwas Leckeres für Zwischendurch

Was gibt es schöneres an einem verregneten Nachmittag, 
als nach getaner Näharbeit an schier endlosen Rocksäumen ein bisschen 
im Sinne von Gotthold Ephraim Lessing das "Lob der Faulheit" anzustimmen 
und sich mit einem guten Buch und einer Tasse Tee auf die Couch zurückzuziehen?
Und noch herrlicher ist es mit einem kleinen Augenschmaus verwöhnt zu werden! Wovon ich rede?!
Na, von diesem Modekupfer:
What is more attracting on a rainy afternoon, 
after sewing sheer endless skirt seams,
than to praise Gotthold Ephraim Lessing's "Ode to Idleness" 
and make yourself comfortable on the couch with a steaming cup of tea and a good read?
And it's even more delightful if you're rewarded with some pure eye candy! You're wondering what I'm talking about?!
Well, about this fashion plate:
1810 Costume Parisien Robe de Toile de Jouy. Capote de Perkale. Brodequins.
(Quelle: Napoleon and the Empire of Fashion)

Aber ich rede eigentlich nicht von dem Kleid, 
wenngleich es durch den Stoff, den ungewöhnlichen Rocksaum und die herrlichen Rüschen geradezu danach verlangt einmal nachgearbeitet zu werden, 
ich rede davon:
But actually it isn't the dress itself, although the lovely fabric, the pinked hem on the skirt and the beautiful ruffle demands to be interpreted, 
I'm talking about this:
Die unglaublichen und außergewöhnlichen "brodequins", also Schuhe, in rosa und hellblauen Streifen! 
Und zuviel versprochen? Ist das nicht lecker?!
Incredible and unique "brodequins" or shoes in cute pink and blue stripes!
Isn't it yummy?!

Dienstag, 17. Januar 2012

Blattwerk im Winter

Bei Kleidungsstücken bevorzuge ich es zumeist mit den Teilen zu beginnen, die den meisten Aufwand darstellen oder durch die schiere Zahl der Dekorationselemente schnell in Monotonie geraten.
Glücklicherweise habe ich nun die Applikationen für das KCI 1826 Kleid beendet:
die stilisierten Blätter und die Karoborte sind vollständig gepaspelt.
 When sewing a garment I prefer to start with those parts, which afford the most work or labour and which - solely due to their sheer number of applications - tend to be monotonous.
Luckily I've done the ornaments on the KCI 1826 dress' skirt:
the leaf ornaments and the diamondshaped border are completley piped.

Ein erster Blick auf die Seide. Anders als bei dem Original, findet sich neben den Gelb - und Grüntönen ein bläuliches Grau, beinah Taubengrau, welches zu den ausladendenden Ärmeln passt.
Die Blätter sind naturgetreu grüner als auf dem Foto, insgesamt ist das Foto ein wenig blaustichig geraten.
Weiter geht es nun mit dem Rockteil. Im "Lady's Stratagem" habe ich einen interessanten Schnitt entdeckt, der die Stücklung des Stoffes vorsieht, allerdings mußte ich den wegen der Streifen verwerfen, zudem entdeckt man bei dem Original keinerlei Stücklung im oberen Bereich des Rockteils.
Der Rock wird lediglich im Bereich der Dekorationen mit Baumwollstoff unterfüttert.
A first glance on the silk fabric. Instead of the brown/orange colour used in the original to accompany the yellow and green shades, I opted for a blueish grey, which machtes beautifully to the large sleeves.
The leaves are greener than shown in the photo, unfortunately my camera currently teases me with a blueish shade in the pictures.
Next step will be the construction of the skirt. I've found a lovely pattern in the "Lady's Stratagem", which shows piecing the fabric with as little waste as possible, but due to the stripes this is almost impossible to match. Furthermore there's no evidence of the method of piecing on the top part of the original skirt.
The skirt will be lined with cotton at the ornamented part of the hem only.


Mittwoch, 11. Januar 2012

Fundstücke Januar

Auch in diesem Jahr geht es mit den Fundstücken selbstverständlich in gewohnter Manier weiter.
Neulich habe ich ein Buch bei einer Auktion erworden, bei der ich der einzige Bieter war. Das liegt wohl an dem etwas bedauernswerten Zustand des Buches, aber was kümmert das, wenn man dafür die doppelbändige Ausgabe des Lady's Monthly Museum von 1808 in den Händen halten und ein wenig auf den Seiten in die Vergangenheit spazieren darf.
I decided to keep the tradition of sharing a monthly find. 
Recently I've purchased a book at an auction, where I've been the only bidder, which isn't a surprise, because the book was in a pitty plight. But that didn't matter to me, because now I own a complete annual Vol. IV & V 1808 of the Lady's Monthly Museum, which enables me to take a stroll on the pages into the past.
Der volle Titel lautet wie folgt:
The complete title reads as following:

The Lady's Monthly Museum;
or Polite Repository of Amusement and Instruction:
being an assemblage of whatever can tend to please the fancy, interest the mind, or exalt the character of
The British Fair.

By a Society of Ladies.
Vol. IV. & Vol. V.
New Series
London
Printed for Vernon, Hood, and Sharpe,
31, Poultry;
At the Union Printing Office, St. John's Square, by W.Wilson
1808

Durch den Auktionstext und die Bilder wusste ich, dass der Einband mehr als beklagenswert ist; und dass zudem alle zwölf Modekupfer fehlten - ein trauriges Schicksal, das wohl viele Modejournale teilen!
Zunächst hatte ich beabsichtigt, dem Journal einen neuen Einband in alter Tradition zu verpassen, aber als ich das Exemplar dann in den Händen hielt, schwand dieses Verlangen.
Der Rücken ist in wunderbarer Lederprägung und die Umschlagdeckel selbst sind aus einem alten Buchhalterblatt gebunden. ("Pay Master Creditor")
Außerdem sind auf den ersten "Schmutzblättern" noch einige handgechriebene Vermerke.
It was mentioned in the auction's description and through the photos, that the cover was absolutley worn; and that all twelve fashion plates were missing - a sad fate that many fashion journals struggle!
First I was determined to give the journal a complete new binding using old techincs, but as soon as I received the book, I felt uncertain.
The spine is made of leather with a beautiful print and the cover is made using a creditors sheet ("Pay master Creditor").
And there are several handwritten notes on the first few pages.

Die Lösung für die fehlenden Modekupfer war rascher gefunden! Glücklicherweise entdeckte ich eine Seite, auf der zumindest neun der zwölf Drucke abgebildet sind. Diese habe ich ausgedruckt und dem Journal als lose Seiten beigelegt.
Da die Texte zu den Modekupfern nicht hinterlegt sind, erlaube ich mir, sie hier niederzuschreiben - ich hoffe, meine Leser haben genauso viel Freude daran wie ich und verzeihen mir, dass ich den Text - ausnahmsweise -  nicht ins Deutsche übersetzt, sondern im Original belassen habe. 
(Durch klicken der Überschriften gelangt man jeweils zu den verfügbaren Abbildungen der Modekupfern)
A solution for the missing fashions plates however was soon found! Luckily I discovered a lovely website, where nine out of the twelve fashion plates are shown. I have photocopied these and added the loose pages to my journal for reference.
As the descriptions of the plates aren't mentioned there, I'd like to share them and hopefully my readers enjoy them as much as I do.
(Please click on the headlines of each month to see the availably pictured fashion plates)

General Observations on the Fashions for January 1808
The Hair continues to be worn with little Variation from the style of the preceding Month; it is drawn in a plain band across the Forehead, and fastened on one side with a single Gold Comb, from which the ends descend in light and tasteful Ringlets; the only Ornaments worn on the Head are embroidered Handkerchiefs, of coloured Net, which are most elegant in Gold; these are arranged according to the Fancy of the Wearer, and particular Contour of Feature.—The prevailing Colours are Amber, Orange, Pink and Crimson.
The Robe, in full Dress, is chiefly composed of Muslin, with white Satin trimming.  In walking Dresses, coloured Muslin, with embroidered Borders, are most fashionable; the Sleeves are made very full on the Shoulder, and high across the Bosom, with a Chemisette vandyked round the Throat.
The Ornaments most prevalent are, Cornelian, Agate, or Egyptian Pebble, Beads, with Broaches to correspond: earrings of small coloured Beads, twisted in a large Ring, are very beautiful.
Shoes of Black Velvet, with coloured Binding, are the newest Mode, which are chiefly made to tie high on the Instep.
Pelisses or Mantles of Scarlet Cloth, trimmed with broad Fur, and Turban Caps of the same Materials, have a rich ans seasonable Appearance; they are made with pointed Capes descending from the Collar.
Evening Mantles, instead of Fur, have a rich Border of Black Velvet, embroidered in Devices.

Cabinet of Fashion. February 1808

Fig. 1. A straw coloured dress of sarsnet, with alternate stripes of lace ; head-dress to correspond, with white ostrich feathers. Kid gloves.
Fig. 2. Hair fashionably dressed; pink crape dress, ornamented with white crape. White kid shoes.
Fig. 3. Round cambric dress; bloom coloured mantle, trimmed with swansdown, but the same colour.

Cabinet of Fashion. March 1808

Fig. 1. Plain muslin dress, embroidered round the bottom, sleeves and tucker to correspond; a fashionable silk mantle; head dress the same colour; white kid gloves.
Fig. 2. An under dress of sarsnet, with long sleeves; a Turkish robe, of rose colo ured velvet, trimmed with ermine; head dress of white sattin and velvet, ornamented with ostrich feathers; kid shoes.

Cabinet of Fashion. April 1808
Fig. 1. Dress of white satin, with robes of India silk, falling loosley from the shoulder; full sleeves. Turban of white satin, with ostrich feathers.
Fig. 2. Dress of fine muslin, made high over the bosom; the back full, with bows of ribband from the waist to the bottom of train. Turban of crimson buff; white shoes and gloves.
Fig. 3. Dress of plain muslin; pelisse of silk, made without plaits; a small bonnet, to correspond with the pelisse. Dark shoes and gloves.

Cabinet of Fashion. May 1808

Full Dress.—Dress of fine muslin, elegantly worked down the front and around the bottom, and trimmed with pea-green ribbon.—Hair fashionably dressed.—White shoes and buff gloves.
Walking Dress.—Short dress of muslin, with lace trimming.—Shawl of lilac silk, and bonnet of the same color, with a fancy flower in front.

Cabinet of Fashion. June 1808
Fig. 1. Short dress of muslin; pelisse of fine cambric, and fashionable straw hat; yellow gloves.
Full Dress.—A round dress of pale pink sarsnet, covered with a stout robe of white crape, or net; a cap of white lace, or net, and bows, ornamented with a red rose in front.

Cabinet of Fashion. July 1808

Fig. 1.—A robe of pink sattin over a dress of crape; the sleeves formed of alternate stripes of love and sattin.—Cap of white lace, and wreath of flowers.
Fig. 2.—A round dress of fine muslin.—Pelisse of green silk, trimmed with gloss.—A large gipsy hat of straw, ornamented with flowers.

Cabinet of Fashion. August 1808
Fig. 1.—Full Dress—A dress of Primrose sarsnet, half dress of white crape, richly embroidered.—A Spanish hat, the colour of the dress, ornamented with feathers.
Fig. 2.—Evening Dress—A plain dress of white muslin; a scarf shawl of silk, and hat of silk, to correspond with the color of the shawl.

Cabinet of Fashion. September 1808
Fig. 1.—A slip of pale pink silk, covered with a dress of fine spotted muslin, sleeves alternate stripes of lace and silk; the back made very low and loose, and trimmed round the bottom with Vandyke lace.—The head-dress is a half handkerchief of lace.
Fig. 2.—A round dress of plain muslin, trimmed with lace; a scarf, with sleeves of green sarsnet, fastened with tassles.—A Scot’s bonnet of white satin, with a wreath of flowers.—White gloves.

Cabinet of Fashion. October 1808

Fig. 1.—A round dress of lilac crape, embroidered with silver;cap to correspond with the dress.—Brace sash of silver ribbon.—White kid gloves and shoes.
Fig. 2.—Dress of white sarsnet, green sash.—Head dressed fashionably, with a tira and white feathers.—Diamond necklace.
Fig. 3.—Dress of plain muslin, made high over the bossom; long sleeves, with a full top plaited into a band.—Straw bonnet, trimmed with green.—Shawl of camel’s hair.—White gloves.

Cabinet of Fashion. November 1808
Fig. 1.—A short dress of muslin.—A pelisse of green silk, trimmed with puffings of green crape.—A gipsy hat, of white chip and ribbon, ornamented with a green wreath.
Fig. 2.—A dress of fine leno over white satin; sleeves short and full; the bottom of the dress, bosom, and sleeves richly embroidered in colours.—The hair fashionably dressed.

Cabinet of Fashion. December 1808

Fig. 1.—White beaver Spanish hat, and ostrich feather.—Round cambric dress, and silk shawl.
Fig. 2.—A fancy cap, ornamented with a flower in front.—Dress of white sarsnet, over that a robe of violet-coloured crape, and buff gloves.

Dienstag, 10. Januar 2012

Woman's White Dress revisited

Über die vielen Kommentare über das eher unscheinbare weiße Kleid (1815-18)
- das aber mit einigen kuriosen Sonderheiten aufwarten konnte - aus der Sammlung der LACMA habe ich mich sehr gefreut. Besonders weil darunter ein paar interessante Hinweise auf den möglichen Ursprung und Zweck des Kleidungsstücks waren. 
Diese möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten.
Leimomi Oakes, die fabelhafte Dreamstress, erwähnte die Kleidung der englischen Quäker, für die der hohe Kragen ein besonderes Kennzeichen war. (Nochmals vielen Dank dafür!)
Und Mme Theo hat mich freundlicherweise auf folgenden Modekupfer aus dem Costume Parisien des Jahres 1816 aufmerksam gemacht:
I was very happy reading the comments about the sober white dress (1815-18) from the LACMA collection, which proofed to be a rather special dress. 
Especially because among them have been some really interesting hints to the possible origin and purpose of the dress.
I'd like to share these with my dear readers.
Leimomi Oakes, the wonderful Dreamstress, mentioned the garments of the english quaker and the common use of the high neck collars. (Thanks again very much!)
And Mme Theo pointed my attention to an exciting Costume Parisien Fashion plate dating 1816:

Costume Parisien Robe de Perkale 1816 
(weitere wunderbare Modekupfer gibt es: hier!)
(an amazing collection of fashion plates is: here!)

Auf den ersten Blick sehr ähnlich: ein Fichu und ein hoher Kragen, doch im Gegensatz zu dem Kleid aus der LACMA Sammlung sind die Accessoires hier nicht angenäht (bei dem Kragen handelt es sich wahrscheinlich um eine Chemisette). Diente der französische Modekupfer dem englischen Kleid als Vorbild?
Trotz aller Hinweise drehe ich mich weiter im Kreis und folgende Fragen harren immer noch einer Lösung:
Ist ein weißes Kleid (und der mühsame Rückenverschluß) ein Hinweis auf ein Kleidungsstück für einen besonderen Anlass? Dennoch wirkt es auf den Betrachter eher bieder.
Ist das Kleid ein Kleidungsstück für eine religiöse Gruppe?
Wozu die kleine Tasche, die beim Original im Rocksaum versteckt ist?
Warum wurde das Fichu angenäht und nicht wie im Modekupfer umgelegt?
On the first glance there's a certain similarity, which can't be denied, but in contrary to the LACMA dress the accessoires on this dress are not sewn on (the collar probably is a chemisette). Was the french fashion plate the inspiration for an english dress?
Though I have these wonderful hints, still a lot of aspects remain a mystery:
Is a white gown (and the tedious back closure) a hint for a certain special occasion? Buth then the dress seems to be very plain and honest.
Was it a dress of a certain religious group?
 What was the intention of the pocket in the skirt seam?
Why has the fichu been sewn onto the shoulder seams?


Neben dem Wälzen der Fragen, ging es natürlich auch mit dem KCI 1826 Kleid ein wenig weiter. Mittlerweile sind alle 14 Blattornamente mit Paspeln versehen und ich warte händeringend auf die Seide.
Next to pondering about the White Dress, I was also busy with the KCI 1826 dress.
Meanwhile all fourteen leaf ornaments have been piped, now I'm avidly awaiting the silk to be delievered.


Donnerstag, 5. Januar 2012

Zurück in die Zukunft

Der Jahresbeginn hat sich seit jeher angeboten besondere Vorhaben in Angriff zu nehmen: 
all die guten Vorsätze sind noch frisch, der Elan ist ungebrochen und man strotzt vor Tatendrang.
Deshalb ist mein erstes Kleid in diesem Jahr mal wieder aufwändiger angedacht. 
Mir steht der Sinn nach einem Ausflug in die 1820er Jahre (also im wahrsten Sinne "Zurück in die Zukunft") und dank eines Zufallsfundes (einer Gürtelschnalle) kramte ich aus der Erinnerung ein dazu passendes aufregendes Kleid aus der Sammlung des Kyoto Costume Institutes hervor.
The early weeks of a new year are always prone to be a perfect time for special projects: 
the New Year's resolutions being still vivid, the mind open to something new and overall burning for action.
This led me to the conclusion to have an attempt on an extraordinary dress.
I'm in the mood for travelling forth into the 1820s (in the sense of "Back to the future") and due to a recent find (a belt buckle) I remembered a fancy dress from the Kyoto Costume Institute.


Auf der Suche nach weiteren Bildern habe ich schließlich noch ein Bild von der ehemaligen KCI Seite entdeckt. (Hier mit einem anderen Gürtel)
While searching for further reference pictures I've found the former KCI page. (With another belt/belt buckle)

Besonders freue ich mich bei der Interpretation darüber, dass mir bei allen Fragen eine fantastische Primärquelle zur Verfügung steht, nämlich Frances Grimbles umfangreicher Reprint
"The Lady's Stratagem: A Repository of 1820s Directions for the Toilet, Mantua Making, Stay-Making, Millnery & Ettiquette".
I'm really glad that I have a wonderful source, which will be helpful with this project, it's Frances Grimble's book "The Lady's Stratagem: A Repository of 1820s Directions for the Toilet, Mantua Making, Stay-Making, Millnery & Ettiquette".

Nachdem ich gestreifte Seide bestellt, dazu passende Stoffe aus dem Fundus heraugesucht und nötige Berechnungen angestellt habe, geht es gleich mit der aufwändigsten Arbeit los: die gepaspelten Ornamente am Rock. Das Lady's Stratgem gibt eine Rockweite von zweieinhalb Ellen vor, was bedeutet, dass vierzehn der grünen, blattförmigen Ornamente vonnöten sind.
After ordering striped silk, gathering matching fabrics from my fabric stash and doing some calculation, I've started with the most time consuming work: the piped ornaments on the skirt's hem.
The Lady's Stratagem calls for a skirt circumference of two and a half ell, this means that the hem has to have fourteen green, leaf-shaped ornaments.


Ich habe eine Schablone in der genauen Abmessung angefertigt, welche auf den Stoff (dunkelgrüner Baumwollsatin) geheftet wird und dann mit Kreide nachgezeichnet werden kann. Entlang der Linie wird die Paspel (ungefaltet ein Finger breit = 2cm) aufgeheftet und angenäht.
I've made a template in the calculated measurements, which is pinned onto the fabric (dark green cotton satin) and then marked with chalk. Following the chalk line the piping (being one finger or 2cm wide unfolded) is sewed onto the fabric.


Achtung!
Bei der Arbeit empfiehlt es sich unbedingt Beruhigungsmittel in folgender Form griffbereit zu haben:
schnurrende Katzen, viel Tee und noch mehr Schokolade!
Fröhliches Paspeln:)
Caution:
While working these pieces, the following tranquillizers are highly recommended:
 purring cats, lots of tea and even more chocolate!
Happy piping:)